Fresko von Giotto in der Arenakapelle, Padua, um 1304/05
Das Leben der frühen Kirche war höchst dynamisch und von vielen Auseinandersetzungen geprägt. Neben der Abwehr vieler Irrlehren spielte auch die Frage nach den wirklichen Führungsgestalten eine wichtige Rolle. Bereits in den Evangelien kommt dabei Maria Magdalena zentrale Bedeutung zu: Sie ist die erste Zeugin der Auferstehung (Joh. 20,1: Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala morgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein weggenommen war…): Sie ist die erste Person, mit der der Auferstandene spricht. Und sie eilt zu Simon Petrus und Johannes mit der Botschaft, man hat den Herrn weggenommen. Freilich wird ihr auch in den vier Evangelien von den Aposteln zuerst wenig Glauben geschenkt.
Diese aus biblischer Sicht unscheinbare Schilderung spiegelt einen Konflikt wider, der in der frühen Kirche offenkundig tiefgreifender war, als allgemein vermutet wird. Petrus verschafft sich deshalb selbst einen Überblick und eilt mit Johannes zum Grab. Der Makel, dass der Apostelfürst nicht als Erster dem Auferstandenen begegnet, wird so wett gemacht. Ein Blick in die kirchlichen Ordnungen und Regelungen von heute lassen erkennen, dass sich da einiges von dieser Sichtweise bis heute erhalten hat.
„Der Herr ist verschwunden, man hat ihn weggenommen…“
Wir Menschen haben nicht mehr alles im Griff. Am 8. März 2014 begann die internationale Suche nach dem spurlos vom Radar verschwundenen malaysischen Flugzeug MH 370. Es sind Faszinationen und Irritation die uns überkommen, wenn Sachgegenstände da waren und plötzlich nicht mehr sind.
Wenn plötzlich 239 Menschen verschwinden, ist nicht nur die Welt nicht mehr im Griff, sondern es fehlt dafür auch der Begriff. Alle Erklärungen sind Versuche, ein Stottern und Stammeln: entführt … Terror… es mündet in Entsetzen.
Die Hoffnung, dass die Boeing gefunden wird, besteht. Was aber ist mit allem, was vergessen und verschwunden bleibt: Verlorene Gedanken, Ideen, verweigerte Liebe, Völker, Kulturen, Sprache und Schriften? Gibt es vielleicht doch einen Gott, der alles in seinem Gedächtnis behält?
Für den Menschen bleibt das Unwissen, unser Bedürfnis nach gänzlicher Überschaubarkeit wird nie gestillt werden.
Dem Christentum sind Verunsicherung, Angst, Faszination tief eingeschrieben. Drei Tage nach dem 14./15. Nisan des Jahres 33 entdeckten Frauen, dass Jesus von Nazareth spurlos aus dem Grabe verschwunden war. Da war nichts mehr überschaubar. Das hatte keiner mehr im Griff. Irgendwann begann Maria von Magdala, nachdem ER ihren Namen aussprach, ein kindlich-erwachsenes Stottern: Rabbuni – mein Meister, ein Versuch: Auferstanden ?!
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